Nordindien

Ein goldener Sikh-Tempel, der heilige Dalai Lama und ein Yoga-Mekka 

Wir sind bereit für Indien...zumindest glauben wir das nach 8 Monaten unserer Weltreise. Mal schauen, wie wir das hektische, intensive und laute Indien aushalten. Da wir in der absoluten Nebensaison mit 40 Grad und mehr sind, machen wir es wie die meisten Inder und „fliehen“ in den Norden des Landes, bevor auch hier der Monsun eintrifft.


Chaos, aber ohne Kühe!

S: Nach sieben Jahren bin ich zurück, zurück in „Incredible India“ (=unglaubliches Indien) und es hat sich viel verändert... Die Kühe auf der Straße, zumindest in Delhi, sind verschwunden! Wir haben eine Unterkunft im angesagten Süd-Delhi gebucht, die sich nicht weit von einem der größten Einkaufszentren in Delhi befindet. Meine erste Amtshandlung ist es, dorthin zu fahren und mir indische Kleidung zu kaufen. Ich sehne mich nach meiner riesigen Indienkiste zuhause mit bunten Saris und Salwar Kamiz, die ich hier sehr gut gebrauchen könnte. Schnell wird nämlich deutlich, dass man als westliche Frau selbst in einer Großstadt durch die helle Haut und Haarfarbe auffällt. Manch einer wird das sicherlich gefallen, aber ich muss sagen, man bzw. Frau fühlt sich wohler, etwas bedeckter durch die Straßen von Delhi zu laufen. Wohler und vor allem sicherer fühlen wir uns beide auch mit einer Einheimischen, die uns in einer „Free Walking Tour“ durch die Gassen des hektischen Viertels Chandni Chowk führt. Ähnlich wie unsere bisherigen Touren treffen wir auf eine Studentin, dieses Mal Sam, die als Hauptfach Tourismus hat und äußerst interessiert an der Welt und anderen Kulturen ist. 




Nach eineinhalb Stunden bei 40 Grad in der heißen, städtischen Delhi-Luft reicht es uns aber und wir suchen wieder das Einkaufszentrum auf - zusammen mit dem Hotelzimmer der einzig aushaltbare Ort bei diesen Temperaturen. Das „Select Citywalk“ hat auch ein großes Kino und so können wir den lang ersehnten Film „Avengers:Infinity War“ in top 3D-Qualität und in Englisch bestaunen. Etwas verwirrt sind wir beide, als wir vor Filmbeginn aufgefordert werden, für die indische Hymne aufzustehen. Ja, das war auch schon vor sieben Jahren so...Und obwohl wir beide eigentlich das authentische Straßenessen bevorzugen, sind wir begeistert von der riesigen Essenshalle und genießen dort Nord- und südindisches Essen. 



T: Ein bisschen Sight-Seeing tun wir uns am zweiten Tag noch an. Das „Red Fort“ (Rote Festung) schauen wir uns trotz der Hitze an. Aber wenn man es mal aus dem klimatisierten Zimmer auf die Straße geschafft hat, ist es halb so schlimm. Die trockene Hitze lässt sich aushalten, viel angenehmer als bei unserer Reise durch Südostasien.
Zum Red Fort kann ich leider gar nicht viel erzählen, denn ausnahmsweise geht heute mal das Audioguide-System nicht...jaja ausnahmsweise. Wir denken, dass das natürlich eine super Masche ist, um uns einen Guide anzudrehen. Darauf haben wir aber keine große Lust. Wir spazieren ganz klassisch mit den Infos aus dem Reiseführer durch die riesige Anlage von Schatten zu Schatten. Wir kommen recht langsam voran, da wir zum Teil von Horden von Indern belagert werden, die ein Foto mit uns machen wollen. Wenn wir jedesmal 10 Rupies für ein Foto verlangen würden, wäre die Reisekasse jetzt prall gefüllt. Die Inder haben gerade Schulferien und somit ist hier am Wochenende auch die Hölle los.


Einmal müssen wir auch mit unserer Kamera ein Foto machen und das Foto dann später per WhatsApp an die Familie senden. Dabei werden wir von einem älteren Herr mit seinen drei Söhnen beobachtet, der unsere große Kamera wohl für eine Polaraid mit Sofortausdruck hält und um ein Foto bittet. Leider stellt sich heraus, dass sie weder Smartphone, Facebook oder Email besitzen und wir keine Chance haben, ihnen das Bild zu senden. So erkennen wir hautnah einen Konflikt des sich rasend schnell entwickelnden Landes. Nicht jeder kann bei diesem Tempo mithalten.


Ein weiteres Beispiel hierfür zeigt sich uns beim Fahren mit der Metro. Wir sind begeistert von dem modernen, sauberen und pünktlichen Verkehrsmittel und nutzen es hier regelmäßig. Einmal bildet sich vor der Rolltreppe ein Getümmel und es geht nicht so richtig vorwärts, da sich eine ältere Dame einfach nicht traut, auf die sich bewegenden Stufen zu treten. Ein verrückter Anblick. Wir wissen nicht, wie die Sache ausging, da wir uns noch gerade so an ihr vorbeidrücken können. 

Ein nicht ganz so pünktliches Verkehrsmittel ist hier der normale Zug, Schon beim Buchen der Tickets online kann man die durchschnittliche Verspätungszeit jedes Zugs einsehen. Für die Fahrt nach Amritsar entscheidet sich Svea für den „AC SF Express“ ( steht für klimatisiert, superschnell und Express), der sich mit 1,5h Verspätung recht vielversprechend anhört. Geht auch pünktlich los, aber dann hält der Zug immer wieder in der Pampa und so kommen wir nach 10h mit 3h Verspätung an. Immerhin war das Essen im Zug recht ordentlich und mit Netflix-Filmen vergeht die Zeit wie im Flug. 


Amritsar ist berühmt für seinen goldenen Tempel der Sikh. Die Sikh-Religion ist eine offene und tolerante, wenn auch zeitweise kriegerische Religion, sodass hier jedem Einlass gewährt wird. Auch hier sind wieder tausende einheimische Touristen, mit denen wir viele Selfies schießen müssen und gemeinsam anstehen, um das heilige Buch der Sikh zu sehen. Die Sikh glauben an einen Gott und die Lehren der 10 Gurus, die in einem Buch zusammengefasst sind. Es geht hier sehr angenehm und friedlich zu und die hohe Polizeipräsenz, mit Maschinengewehren ausgestattet, sorgt für ein Sicherheitsgefühl. 




Amritsar spielt auch in der indischen Unabhängigkeitsgeschichte eine wichtige Rolle. Bei einem Massaker wurden 1919 viele friedlich protestierende Menschen von britischen Soldaten niedergeschossen. Ein Aufschrei ging durch ganz Indien und noch mehr Menschen wurden Anhänger von Mahatma Gandhis friedlicher Unabhängigkeitsbewegung. Wir besuchen auch die Gedenkstätte dieses Massakers, in der bis heute die Einschusslöcher in den Mauern zu finden sind.
Eine besondere Überraschung beschert mir noch unser Hotelbesitzer. Ich bin ja eher ein Geburtstagsmuffel, aber über die unerwartete Torte und das Ständchen der gesamten Belegschaft freue ich mich schon sehr! 



Zwischen gitarrenspielenden Hippies, meditativen Veganern und dem heiligen Dalai Lama
S: Schon vor sieben Jahren wollte ich unbedingt nach Dharamsala bzw. McLeod Ganj, dem Exilort für geflüchtete Tibeter und seine Heiligkeit, dem Dalai Lama. Also logisch, dass wir diese Station in unsere Weltreise einbauen. Ich muss aber leider schnell feststellen: das „Tibetgefühl“ bleibt aus. Zu viele Souvenirshops, laut hupende Taxifahrer und Touristen. Letztere bringen allerdings den Vorteil, dass ich endlich wieder kurze Hosen tragen und Thomas mit seinem etwas geschädigten Magen, kontinentales Essen bestellen kann. Eigentlich haben wir vor, den Indrahar La Trek zu machen. Das Wetter macht uns jedoch einen Strich durch die Rechnung: obwohl es morgens immer sonnig ist, kommen Regen und Donner um die Mittagszeit, bevor dann der Nachmittag und Abend wieder sonnig endet. Da man den Trek mit Zelt machen muss, entscheiden wir uns aufgrund des unbeständigen Wetters dagegen und machen die ein oder andere Tageswanderung. Eine davon führt uns auf die Hochebene von Triund, bei der wir kurz ein paar Himalaya-Ausläufer bewundern können. 




Unsere Unterkunft befindet sich in dem Ortsteil Dharamkot, etwa zwei (steile) Kilometer oberhalb von McLeod Ganj. Unser Reiseführer warnt uns bereits vor den vielen Aussteigern (vor allem Israelis), die hier nicht selten 2-3 Monate meditieren, Schmuck basteln, Bilder malen, Trommeln lernen oder einfach sich selbst zu finden versuchen. Mir gehen diese Möchtegern-Selbstfinder schnell auf die Nerven (übrigens spielt genau in diesem Moment wieder einer der eben genannten Gitarre und trällert ein Lied). Aber mit der Zeit belächeln wir die sojamilchtrinkenden, veganenen Schokokuchen-Esser in bauchfreien Tops, Yogahose und Wollschal und lauschen den realitätsfremden Diskussionen bei leckerem Bio-Chai und Vollkorn-Pancakes. 



Den Dalai Lama bekommen wir leider nicht zu Gesicht. Er ist zwar in McLeod Ganj und hält sogar eine offene Fragestunde, allerdings erfahren wir davon erst im Nachhinein und sind eine Stunde zu spät dort. Die sogenannte Kora-Runde, die mit vielen Gebetsmühlen und tibetischen Fahnen rund um die Tempelanlage führt, ist ein kleiner Trost für uns und abseits von den lauten Stadtgeräuschen treffen wir hier ein paar Exiltibeter und 150 thailändische Mönche, die zu Fuß auf dem Weg in die Region Ladakh sind. 





Wir entfliehen weiterhin der Hitze
T: Sveas Geburtstagswoche verbringen wir weiterhin in den kühlen Bergen. Zunächst geht es nach Manali. Eigentlich dasselbe in grün wie Dharamkot. Viele Aussteiger und indische Touristen. Nur sind hier manche Wanderpfade eher spärlich ausgebaut, sodass sich nicht jeder FlipFlop-Wanderer dorthin wagt. So können wir bei zwei Tagesouren ein wenig den Massen entfliehen. Aber eine nette Bekanntschaft machen wir dann doch noch. Von Dorfausgang bis wieder zum Dorfeingang werden wir von zwei knuffigen Hunden begleitet. Wir taufen sie Starsky und Hutch. Die beiden Spürnasen finden uns einen schönen Pfad und verjagen die riesigen Eidechsen und eventuell Schlangen, die sonst unheimlich am Wegesrand rascheln würden. 




Mal wieder spielt das Wetter nicht so mit und wir fragen uns, wie der Lonely Planet-Reiseführer auf die Idee kommt, den Juni hier als Hauptsaison zu bezeichnen. Fast täglich regnet es um die Mittagszeit und man muss sich in ein Café oder Teehaus flüchten.  Die indischen Touristen aus dem Süden sind wahrscheinlich froh über jede Abkühlung. So springen sie wetterunabhängig in jeden Bach und unter jeden Wasserfall. Wasserfälle finden sie ganz ganz toll!


Dann kommt der große Tag. Svea wird 32 und so gönnen wir uns einen Faulenzer-Tag. Nach knapp neun Reisemonaten  häufen sich solche Tage mittlerweile jedoch. Wenn es nur nach mit ginge sogar noch öfter und so folgen wir nicht nur an Sveas Geburtstag vor allem ihren Vorschlägen. 
Bei der Wahl des Geburtstagsrestaurants kann ich mich mal durchsetzen und wir gehen ins nicht ganz typisch indische „La Plage“. Ein Strand ist zwar nicht in Sicht, jedoch liegt es sehr ruhig außerhalb von Manali mitten in einer Apfelbaumwiese. Die Flasche indischer Chardonnay schmeckt übrigens köstlich. 


Obwohl wir uns beide gegenseitig nichts schenken wollen, (wir erfüllen uns ja gerade recht viele Träume) schaffe ich es trotzdem Svea ein kleines bisschen zu überraschen. Es gibt zwar keinen richtigen Geburtstagskuchen, aber nach heimlicher Absprache mit dem Kellner wird eine Geburtstags-Schoko-Nachtischplatte mitsamt eines Happy-Birthday-Ständchens der Belegschaft serviert. Da glitzert es schon ein wenig in Sveas Augen.


Ein kurzer Zwischenstopp erfolgt in Shimla, der Hauptstadt der Region Himachal-Pradesh. Wir teilen somit die lange Strecke von Manali bis Rishikesh in zwei jeweils ca. zehnstündige Busfahrten auf. Wir haben uns eine recht große und teure Unterkunft gegönnt, in der Hoffnung, dass ein Fernseher im Zimmer hängt. So ist es auch und wir kommen gerade rechtzeitig an, um nach einem kurzen Happen die deutsche Mannschaft gegen Mexiko versagen zu sehen. Die indischen Leckereien versüßen uns die bittere Niederlage.


Auf und um sieben Hügel herum erstreckt sich diese Großstadt mit 250.000 Einwohnern. Erschließungstechnisch muss das hier ein Alptraum sein ... da beschwere sich mal noch jemand über Stuttgarts Kessellage oder dass Tübingen ja so hügelig sei. Zur britischen Kolonialzeit wurde in den heißen Sommermonaten von April bis September der Regierungssitz aus dem Süden in die Berge verlagert. Man findet hier deshalb noch einige historisch westliche Gebäude neben Denkmälern der Hindus. Die traditionellen Gepflogenheiten der Hindus setzen sich aber weitgehend durch: beim Betreten der Christ Church müssen wie vor jedem Tempel die Schuhe ausgezogen werden. (S: Jetzt stelle man sich mal den Weihnachtsgottesdienst in der eiskalten Schnellbacher Kirche ohne Winterstiefel vor!)







Om Shanti Shanti Shanti
S: Obwohl wir noch gut in unserem Budget liegen und ich eigentlich mit einem privaten Fahrer die 270km nach Rishikesh fahren will, lassen wir uns von unserem Gastgeber Rajat für die halb so teure Fahrt im öffentlichen Bus überreden. Rajat fährt uns auch zum Busbahnhof und stellt sicher, dass wir in den richtigen Bus einsteigen. Komisch ist nur, dass ein anderer Passagier die gleiche Sitznummer wie wir hat. Aber das indische Chaos sind wir mittlerweile ja gewohnt und üben uns in Geduld. 



Was wir ebenfalls so langsam kennen und zu schätzen gelernt haben, ist die Hilfsbereitschaft mancher Inder: so stellt sich nämlich heraus, dass unser Busticket für den nächsten Tag gebucht und deswegen auch der Sitzplatz doppelt belegt ist. Fünf Minuten vor Abfahrt versucht Thomas noch zwei neue Tickets zu kaufen und ich bin bereit, den Bus zusammen zu schreien, sollte dieser ohne ihn losfahren. Ja, hier in Indien ist alles immer recht laut - muss wohl an der ebenso lauten Umgebung mit dauerhupenden Autos liegen, die den eigenen Gesprächspegel automatisch höher setzt. Thomas schafft es aber noch rechtzeitig und lässt sich erleichtert neben mich in den Sitz fallen. Mich wundert es nur, dass das Ticket nur halb so teuer ist wie die Online-Buchung?! Logisch, denn wir haben nur ein Ticket bekommen. Aber Indien wäre nicht Indien wenn wir dieses Problem nicht auch im bereits fahrenden Bus lösen können. Der nette Busbegleiter hat selber ein Ticketgerät, mit dem wir das fehlende Ticket noch nachkaufen können und somit ist am Ende alles geklärt:-)

Pünktlich um 5.00 Uhr morgens kommen wir in Haridwar an und sind nur noch 20km von Rishikesh entfernt. Also heißt es Bus suchen (und finden). Eigentlich einfach, denn der Ortsname steht ja immer am Bus...nur eben in Hindi! Wir irren von einer Ecke in die andere und werden nicht wirklich schlauer. Schließlich bietet uns ein netter Sikh, der auf dem Weg in die Berge zum Meditieren ist, an, mit in seiner Rikscha zu fahren. Nach weiteren zwei Stunden sind wir dann endlich im Hostel in Rishikesh. 


Nach soviel Aufregung brauche ich erstmal eine Runde Yoga! Das sollte in der Welthauptstadt des Yoga wohl kein Problem sein. Und wirklich: an jeder Ecke befindet sich in hier eine Yogaschule. Man hat also die Qual der Wahl. Nach anderthalb Stunden Vinyasa Flow bei 38 Grad ohne Klimaanlage bin ich wieder die Ruhe selbst und habe die Lust am Yoga direkt wiedergefunden. Unsere Kurse auf Bali sind jetzt auch schon ein paar Monate her. Thomas ist noch nicht ganz so überzeugt, aber am nächsten Morgen zwinge (T: eher nötigen) ich ihn, mit mir mitzugehen. Schnell stellen wir fest: indisches Yoga ist kein Spaß, sondern schweißtreibender Ernst. Von wegen ein paar leichte Sonnengrüße hier und ein paar Krieger da. Nee, nee, nee... in unserem morgendlichen Ashtanga-Kurs werden wir mehr als gefordert! Indisches Yoga folgt strengen Richtlinien und Reihenfolgen der Yogapositionen (Asanas). Zudem sind die Lehrer hinsichtlich einer sauberen Ausführung der Asanas sehr streng und ich werde gefühlt bei jeder Pose korrigiert oder noch weiter in die bereits schmerzende Dehnung gedrückt. Trotzdem entscheiden wir uns, auch während der anderen Tage hier in Rishikesh Yoga zu machen. Was gibt es auch besseres, als Yoga am Internationalen Yogatag? Den erleben wir ganz zufällig im Yoga-Mekka und schauen gespannt bei der offiziellen Zeremonie an heiligen Ganges zu. 




Apropos Ganges: die Lebensader Indiens fließt durch Rishikesh und ist hier, im Gegensatz zu Orten weiter südlich, noch halbwegs sauber. Am Anfang zögern wir noch etwas, aber am zweiten Tag drückt die Hitze einfach zu sehr und wir entscheiden uns, ein (heiliges) Bad im Ganges zu nehmen. Für Thomas wieder mal kein Problem, für mich schon: Baden für Frauen ist in Hose und T-shirt. Aber die Abkühlung ist es wert. 






Klassisches Sightseeing im Goldenen Dreieck
T: Nachdem uns der Goldene Tempel in Amritsar so gefallen hat, entscheiden wir uns, noch mehr von diesen indischen Prachtbauten zu sehen. Mit einer erneuten Nachtbusfahrt erreichen wir zunächst Delhi, um dort den Großteil unseres Gepäcks im Hotel zwischenzulagern. Auf die Daunenschlafsäcke und Wanderstiefel können wir in den nächsten fünf Tagen getrost verzichten. Mit dem Zug fahren wir noch am selben Nachmittag am 24. Juni nach Jaipur, der „Pink City“. Irgendein Maharaja (S: Ram Singh, 1875)  hatte damals bestimmt, dass alle Häuser rosa angestrichen werden sollen, um dem Prinz von Wales seine Gastfreundschaft zu signalisieren. Mein Farbempfinden nimmt den Anstrich eher als orange war... trotzdem schön hier.  Da Svea etwas kränkelt und aufgrund der Hitze lassen wir es gemütlich angehen und bestaunen zunächst nur den fußläufigen Stadtpalast und den Windpalast, quasi die Hauptattraktionen. In der Nebensaison ist der Andrang eher mäßig, trotzdem muss ich viel Geduld aufbringen, um die ganzen Leute für Sveas Instagram-Bilder wegzuschneiden. 





Wir haben bisher noch nicht übertrieben viel über das leckere indische Essen geschrieben. Unsere Lieblingsgerichte sind Paneer Tikka, Malai Kofta und das zugehörige Naan Brot. Praktischerweise finden wir in Jaipur einen Kochkurs, bei dem wir lernen, wie diese Speisen gemacht werden. Am besten gefällt uns, dass wir jetzt ganz einfach unseren eigenen Paneer-Käse herstellen können. Einfach Milch aufkochen, ein bisschen Essig unterrühren und dann die aufgestockte Masse in einer Form abtropfen lassen. Unfassbar wie einfach das geht und dazu kaufen wir uns am nächsten Tag bei einer Shopping Tour über den Bazaar die passende Käse-Form. (S: Der Verkäufer wundert sich sehr über diesen seltsamen Souvenirwunsch und fragt sogar, ob wir hier in Jaipur wohnen!) Der/die ein oder andere von euch wird sich sicher freuen, wir wir einmal diese Leckereien zu Hause auftischen.




Tags darauf fahren wir noch zum etwas außerhalb gelegenen Amber Fort, dem Regierungsort von Rajasthan, bevor Jaipur erbaut wurde. Durch die dichte Wolkendecke sind zwar unsere Fotos nicht die allerbesten, dafür sinkt die Außentemperatur endlich unter 40 Grad und wir leiden etwas weniger. 
Beim Verlassen des Forts werden wir von unzähligen Händlern belästigt. Aber wenn man denen sagt, dass man unbedingt eine Tasche oder eine Figur mit einem regenbogenfarbenen Elefanten-Einhorn haben will und sonst nix, gucken die blöd und lassen einen schnell in Ruhe. 




Das Reisetempo erhöht sich und so fahren wir am Mittwoch (wird einmal als Tag der deutschen Schande von Kazan in die Geschichte eingehen) in die Stadt des Taj Mahal. Svea war vor sieben Jahren schon in Agra und es war schon vom Beginn unserer Reise klar, dass sie mir dieses überdimensionale Mausoleum zeigen will. Kaiser Shah Jahan lies es 1632 zum Andenken an seine dritte Frau Mumtaz Mahal erbauen. Total romantisch und so. 


Obwohl wir es nicht so mit Sonnenaufgängen haben, lassen wir uns um 5 Uhr morgens mit der Rikscha hin kutschieren. Vor lauter Vorfreude bekommt Svea wirklich Gänsehaut auf den letzten Metern, bevor wir den Taj Mahal erblicken (S: Genauso wie vor sieben Jahren). Wegen der Bewölkung macht der Sonnenaufgang nicht viel her, aber Hauptgrund für die Frühe-Vogel-Geschichte ist sowieso eher das Vermeiden der Menschenmassen. So bekommen wir ohne die Ellbogen auszufahren ein paar schöne Eindrücke vom Taj. 



3 Kommentare:

  1. Hallo Thomas
    zum Geburtstag schicken wir dir ganz herzliche Glückwünsche aus dem Twood in das heiße Indien.
    (Wir haben hier aber auch fast 30° C.)
    Bleib gesund, sportlich und weiter so neugierig auf die Welt ...
    Wir machen gerade Holundersirup für dich mit, ihr habt ja
    gerade andere Aromen um euch herum !
    Bis zum nächsten Geburtstag am 16.6. -
    die Schnellbacher.

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  2. Meine liebe Tochter

    genau vor 32 Jahren kam das kleine Wunder zur Welt,
    dass jetzt die große Welt entdeckt ...

    Herzlichen Glückwunsch von einer ziemlich stolzen Mama.

    Bleib so ehrgeizig und tapfer, freundlich und zielstrebig, sprachbegabt und mit mir in die französischen Alpen verliebt.

    16.06., gegen 8.00
    Mama.

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