Nepal

Zurück in den Himalaya



Die Streckenplanung

S: Unsere zweite Reise nach Nepal führt uns in das vom Erdbeben 2015 schwer getroffene Langtang-Gebiet. Nicht weit von Kathmandu entfernt befinden sich dort ein paar tolle Treks, die wir uns vorgenommen haben. Obwohl die Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, befürworten einige Reiseführer eine Reise in das Tal, denn durch die Tourismuseinnahmen können wir den Menschen dort am besten und schnellsten helfen. 
Unsere Route ist wie folgt geplant: Tamang Heritage Trek - Langtang Trek - Gosainkund - Helambu Trek. Wir werden ungefähr 17 Tage wandern, können oder müssen je nach Wetter und Wegzustand abkürzen oder verlängern. 


Einsam unter den Tamang

S: Reisen in Nepal ist folgendermaßen: in die Hauptstadt Kathmandu ist man schnell geflogen. Erst danach wird das Erreichen seines eigentlichen Ausgangsortes zum richtigen Abenteuer! Um nach Syabrubesi zu kommen, müssen wir den lokalen Bus am frühen Morgen nehmen. Ganze 9 (!) Stunden für 135km werden wir auf der Busrückbank ordentlich durchgerüttelt und sowohl Arme als auch Beine werden hier gefordert, um sich nicht ständig den Kopf anzuschlagen oder vom Sitz zu rutschen. Ich bin mir nach dieser Fahrt sicher, soweit wie nur möglich Richtung Kathmandu zu Fuß zurückzulaufen, um ja nicht mehr in diesen Bus steigen zu müssen. 


Syabrubesi ist Ausgangsort für mehrere Treks. Wir starten unsere Tour mit dem Tamang Heritage Trail, der noch sehr unbekannt und daher auch sehr einsam ist. Während der vier Tage begegnen wir keinem einzigen anderen Wanderer, werden aber von den Tamangs nett begrüßt und auf den richtigen Weg geführt. Dieser ist nämlich nicht immer klar ersichtlich, denn es gibt nur sehr wenige oder gar keine Wegweiser. Wir stellen auch gleich bei der ersten Etappe fest, dass wir etwas schneller als die angegebenen Wegzeiten in unserem Wanderführer sind. Daher müssen wir unsere Route etwas anpassen und landen an einem Abend in einem ziemlich rustikalen Gästehaus. Unser Zimmer wird schnell noch von privaten Klamotten und Gegenständen befreit, bevor wir einziehen können. Nebenan sitzt ein Mönch, trommelt und summt seine Mantras. Die Dusche ist der Dorfbrunnen, was es für mich als Frau etwas schwierig macht, aber wir sind ja schon so einige eiskalte Bäche gewohnt. Abendessen gibt es gemeinsam mit der Familie, auf dem Boden sitzend. Es ist aber genau so ein Erlebnis, was man sich auf der Reise wünscht: die kargen Lebensumstände der Landbewohner hautnah miterleben. Wir kommen uns ein wenig wie Eindringlinge vor und auch viel kommunizieren können wir aufgrund der Sprachbarriere nicht. Aber bei unserer Abreise am nächsten Morgen bekommen wir einen Gebetsschal umgehangen (so einen wollte ich seit dem Film „Sieben Jahre im Tibet“ haben), der uns hoffentlich auf der weiteren Reise beschützt. 




Auch in den nächsten Unterkünften werden wir sehr herzlich empfangen und bekommen Zimmer für nicht mal 2 Euro angeboten. Das liegt wohl unter anderem daran, dass in einem Dorf auf zwei Wanderer zwischen fünf und zehn Unterkünfte kommen. Da wir morgens recht früh loskommen, haben wir am Nachmittag immer noch etwas Zeit zum Entspannen. In dem auf 3.100m hohen Bergdorf Nagthali mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Bergriesen Langtang Lirung (7.234m) und Ganesh Himal (7.422m) wohnen wir bei einer Familie mit mehreren Kindern. Die haben uns gleich ins Herz geschlossen und beim gemeinsamen Fußball verstehen wir zwar wieder mal kein Wort, dafür wird umso herzlicher gelacht. 







Auch wenn der Tamang Heritage Trail keine größere Herausforderung in Bezug auf die Höhe (höchster Punkt ist gerade mal 3.700m) für uns darstellt, so bin ich doch sehr fasziniert von den Menschen hier. Ein Teil hat nämlich tibetische Vorfahren, die damals vor den Chinesen flüchten mussten. Als Tibet-Fan ist es einfach toll, solchen Menschen zu begegnen und an manchen Stellen können wir sogar nach Tibet, das nur ein paar Kilometer per Luftlinie entfernt liegt, schauen. Der tibetische Ursprung macht sich auch im Essen bemerkbar und wir können zur Abwechslung zu Dal Bhat auch mal Dhedo oder Sema essen

Pech mit dem Wetter im Langtang-Tal

T: Am vierten Tag überqueren wir einen kleinen Pass und befinden uns somit im Langtang Tal. Hier ist schon mehr los und wir treffen unterwegs auf die erste andere Trekkerin. Wir hoffen, in den nächsten Tagen uns mal mit anderen Wanderern in den Lodges austauschen zu können, leider sind wir weiterhin abends die einzigen Gäste. Innerhalb von zwei Tagen steigen wir nach Kyanjin Gompa (3.850m), das letzte Dorf im Tal, auf. Das Wetter spielt unglücklicherweise nicht sonderlich mit und uns bleibt nur ein halber Sonnentag, um schöne Erinnerungsfotos der weißen Gipfel um uns herum zu knipsen. 





Ziemlich bedrückend ist der kurze Streckenabschnitt vor Langtang. Am 25. April 2015 hatte eine Gerölllawine und deren Druckwelle das Dorf fast komplett zerstört. Wenige Meter höher wird nun das Dorf mit seinen Teehäusern in mühevoller Handarbeit wieder errichtet. Eine große Stupa erinnert heute an die 175 verstorbenen Nepalesen und einige ausländische Touristen. Wahrscheinlich waren dabei sogar noch mehr Menschen im Tal ums Leben gekommen.


An unserem siebten Tag werden wir quasi zu einer Pause gezwungen. Geplant war eine Besteigung der Kyanjin Gipfel oder des Tsergo Ri,  aber der andauernde dichte Nebel macht uns da einen Strich durch die Rechnung. Aber irgendwo steht ja geschrieben,man solle am siebten Tag ruhen und so verbringen wir die meiste Zeit in unseren Schlafsäcken oder am wärmenden Holzofen. Das tut unseren schmerzenden Schultern und müden Oberschenkeln richtig gut. 
Weil der Wettergott weiterhin erzürnt ist, steigen wir Tags darauf mit frischen Beinen am Langtang-Fluss entlang in das 1800m tiefer liegende Bamboo ab. Eigentlich heißt der Ort Langboche, aber es ist hier ab und zu so, das ein Ort später einfach nach der ersten Lodge umbenannt wird. Die Unterkunft ist mega rustikal, ein mit Plastikplanen tapezierter ca. 6mgroßer Raum mit 2 Betten. Sveas Bauch geht es zudem richtig schlecht und nur die süßen Katzenbabys lenken ein wenig von ihrem Elend ab. Leider hatten die sich am nächsten Morgen gut versteckt und so fehlt hier jetzt ein Foto dieser putzigen Gesellen. :-( 


Drei Tage nur bergauf 

S: Um zu den heiligen Seen nach Gosainkund zu gelangen, müssen wir fast 3.000 Höhenmeter überwinden. Die wandern wir natürlich nicht an einem Tag! Nein, wir nehmen uns hierfür drei Tage Zeit. Auch, um unseren Körper entsprechend Zeit zum Akklimatisieren zu geben. Der Weg hinauf nach Gosainkund soll eine der Ecken sein, in der man zum letzten Mal den roten Panda gesehen hat. Entsprechend aufmerksam schauen wir immer mal wieder in den Wald hinein. Aber...keine Pandas :-( Dafür entdecken wir die von uns so genannten „Minimurmels“ - kleine murmeltierartige Vierbeiner, die sich perfekt in den Steinen hier oben tarnen können. 


Auf dem Weg nach Gosainkund treffen wir auch wieder mehr Wanderer. Unter denen sind aber auch viele Einheimische, die zu dem heiligen Ort pilgern. Ähnlich wie beim Adam’s Peak auf Sri Lanka sind die Pilgerer nicht wirklich gut ausgestattet und laufen oft sehr weite Tagesetappen. Die mit etwas mehr Geld gönnen sich aber auch ein Pferd und lassen sich von den normalerweise als Bergführer beschäftigten Einheimischen den Berg hochziehen. Ein guter Zusatzverdienst in der Nebensaison wie uns einer der Guides erzählt. 


Ja ja, die Nebensaison. So langsam beginnen wir zu verstehen, denn auch in diesem Streckenabschnitt ist das mit dem Wetter so eine Sache. Wir lernen mal wieder, „der frühe Vogel sieht im Himalaya mehr“ und so ist es keine Seltenheit, dass wir an manchen Tagen morgens um halb sechs schlaftrunken in unsere Daunenjacken schlüpfen, die Kamera schnappen und die noch klare Aussicht auf die Himalayakette genießen.




Die dritte Etappe nach Gosainkund ist recht kurz und da wir wieder recht früh losgehen, haben wir endlich mal Glück mit der Aussicht. Die letzten 500 Höhenmeter hinauf auf 4400m (nur 400m niedriger als der Mont Blanc!) schnaufe ich wie eine alte Dampflok. Thomas scheint die Höhe wie auch schon bei unserem letzten Besuch vor vier Jahren besser zu vertragen und hängt mich immer wieder ab. 


Zu meiner Verteidigung darf ich aber sagen, dass ich die Kamera trage und bei der tollen Aussicht auch einfach immer mal wieder auf den Auslöser drücke. An den Seen angekommen, müssen wir uns wieder beeilen. Denn wie Damien - ein Australier, dem wir mit seiner Freundin Isabella schon ein paar Mal über den Wef gelaufen sind - sagt, „das Wetter wartet auf niemanden“. Und so genießen wir schnell noch unsere Tee-, Keks- und Snickerpause bis uns der Nebel eingeholt hat. 



Für die hinduistischen Pilgerer ist es neben der Opfergabe auch ein Ritual, ein reinigendes Bad im Gosainkundsee zu nehmen. Bei einer Außentemperatur von 5-6 Grad eigentlich unvorstellbar. Aber nach einem kurzen Akklimatisierungsaufstieg, mit übrigens immer noch fantastischer Aussicht, sind wir motiviert. Thomas geht als erster in das eiskalte Wasser, ich muss mir als Frau eine etwas verstecktere Stelle suchen, denn auch BH und Unterhose gelten als zu wenig Kleidung. 





Die Nacht hier oben ist ziemlich kalt und auch das Ofenfeuer wärmt gar nicht richtig. Da hilft nur eine ordentliche Portion Dal Bhat, die einen von innen wärmt. 




Zurück nach Kathmandu

T: Bei den unbeständigen Wetterbedingungen bleibt uns auch in Gosainkund eine Gipfelbesteigung verwehrt und so machen wir uns auf den „Heimweg“ nach Kathmandu. Die zwei oder drei Sonnenstunden am Morgen nutzen wir aus, um über den Laurebina Pass ins Helambu Tal abzusteigen. Auf 4654m erreichen wir den Höhepunkt unserer Tour und genießen noch einmal den Blick nach hinten auf die weißen Gipfel.



Ab jetzt geht es bergab... buchstäblich und sprichwörtlich. Ein dichtes Wolkenmeer und Nebel, gepaart mit kurzen Regenschauern begleitet uns die nächsten Tage. Frustriert steigen wir in drei Tagen in einem anstrengendem Auf und Ab auf 1415m ab. Dabei verkürzen wir unseren Zeitplan um einen ganzen Tag. 
Eine witzige Geschichte ereignet sich noch. Von einem Teehausbesitzer werden wir gebeten, eine Tüte frisches „Berggemüse“ zu seinen Onkel weiter unten im Tal zu bringen. An einem Militärposten müssen wir unterwegs unsere Nationalparktickets Vorzeigen und dabei kommt die Tüte mit den mehrspitzigen Blättern hervor. Erst jetzt fällt mir die Ähnlichkeit mit Hanfblättern auf und unter fragenden Blicken der Soldaten müssen wir unseren Auftrag erklären. Natürlich haben wir nichts Verbotenes getan und so kann ich in Kuntumsang den Beutel seinem neuen Besitzer übergeben. 



Wir haben das Gefühl, dass uns Nepals Berge und die Wettergötter schnell loswerden wollen. Doch nach einem heftigen nächtlichen Gewitter, zeigt sich uns am letzten Tag für ein Stündchen das herrliche Panorama von Helambu Tal in Richtung Everest-Region und andere beeindruckende Himalaya-Riesen. 


Mit diesen Bildern im Kopf können wir uns getrost von den Bergen in Nepals quirlige Hauptstadt aufmachen. 



1 Kommentar:

  1. Simonedanz77@gmail.com30. Mai 2018 um 23:27

    Hallo Ihr Lieben,
    die Schauer- u. Regenfotos sind ein kleiner Trost für die auch
    gehabten Schauer- und Regentage in der Haute Provence.
    Doch vielleicht auch ein dringender Grund, um wiederzukommen ...
    Jedoch Hochachtung fürs Durchhalten,

    viele Grüße von den Rennsteigläufern aus Schnellbach

    Tora, Torsten, Simone.

    et encore dit bonjour - EMMA- .

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