Indochina


Die Klassiker: Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam




Kambodscha - ein Land mit faszinierender und grausamer Geschichte

S: Wir gönnen uns mal wieder etwas und buchen einen der besseren Anbieter für unsere Fahrt von Bangkok nach Siem Reap. Für 32 Dollar bekommen wir vom netten kambodschanischen Busbegleiter im äußerst komfortablen Bus Frühstück und Mittagessen und gegen einen kleinen Aufpreis sogar unser Visum an der Grenze in Poi Pet. In der Vorbereitung hatte ich einiges über die korrupten Verhältnisse an der Grenze gelesen und dass gerne unterschiedliche Preise für Visa bei Ausländern gelten. Aber es läuft alles reibungslos und nach 8 Stunden kommen wir in Siem Reap an. Unsere gebuchte Unterkunft ist etwas außerhalb des Stadtzentrums, aber auch hier haben wir einen Dollar mehr bezahlt und werden mit Schild und Tuk Tuk abgeholt. Siem Reap als Stadt lebt eigentlich nur von den naheliegenden Angkor-Tempelanlagen und so überrascht uns die Frage des Hotelbesitzers etwas, ob wir auch Tempel ansehen wollen?! Nein, wir wollen hier nur international Essen gehen und billiges Bier trinken - dafür gibt es hier unzählige Möglichkeiten. Aber Spaß bei Seite - selbstverständlich wollen wir die Tempel sehen und das gerne per Rad tun. Diese Option wird allerdings nicht so gern gesehen, weil man dann nicht soviel an den Touristen verdienen kann. Uns ist das egal und nach einem leckeren französischen Frühstück mit Baguette und Croissant steigen wir auf den Drahtesel. (T: Wir sind zwar kulinarisch weltoffen, aber beim Frühstück können wir uns einfach nicht an Reis und Fleisch gewöhnen) Es ist brütend heiß und bevor wir zu den Tempelanlagen fahren können, müssen wir noch einen Umweg zum Ticketschalter machen. Der ist seit kurzem 4 km außerhalb. Ebenfalls seit kurzem (November 2017) kostet das Ticket auch das Doppelte!!! Ich dachte erst, unser Hotelbesitzer schlägt seine Provision auf den uns angebotenen Preis. Aber nein, nach 25 Jahren konstantem Eintrittspreis haben die Tempelverwalter eine 100%ige Preiserhöhung durchgesetzt. Die hätten auch ruhig noch bis Ende diesen Jahres warten können...


Für die Besichtigung von Angkor habe ich uns eine App runtergeladen, die mit uns mitläuft und uns die wichtigsten Fakten über die vielen, vielen Tempel erzählt. Einen Guide auf dem Rad hätten wir ja eh nicht bekommen :-)  Obwohl es wirklich sauheiß ist, macht das Radeln über die Anlagen unglaublich Spaß. Endlich mal wieder etwas Bewegung. @Lisa&Torge: vielen Dank nochmal für den tollen Tipp und die zwei Dollar für die Ausleihgebühr!!!





Selbstverständlich sind die größeren und berühmteren Tempel überlaufen, aber wir finden mit der App auch ein paar Ecken, wo wir fast ganz alleine sind und die Orte genießen können. Neben den Fahrradkilometern haben wir nach einer Weile aber auch einige Treppenstufen in den Beinen und somit beschließen wir, uns den bekanntesten Tempel, Angkor Wat, für den nächsten Tag zum Sonnenaufgang aufzuheben. 


Auch wenn die vielen internationalen Restaurants etwas abstoßend wirken, so bin ich doch froh, auch mal europäisches Essen zu bekommen. So darf ich an einem Abend bretonische Crêpes mit Nutella und Thomas am anderen Abend bayrisches Jägerschnitzel mit Spätzle genießen. Letzteres, das Restaurant „Bavaria“ war übrigens vor kurzem bei „Goodbye Deutschland“ zu sehen. Mit dem Inhaber Ritchy hat sich Thomas auch kurz über die „richtigen“ Spätzle unterhalten. 


Aber nun zum eigentlichen Highlight von Siem Reap: der so oft gelobte Tempel von Angkor Wat. Es ist 5.00 Uhr morgens und der Wecker klingelt. Vorsichtig versuche ich Thomas zu wecken, der irgendwas von „...keine Lust aufzustehen“ murmelt. Ich zögere ebenfalls kurz, aber dann zwinge ich Thomas zum Aufstehen und um 5.30 Uhr sitzen wir wieder im Sattel und fahren die 7 km zur Tempelanlage. Es dämmert schon und somit haben wir den ersten Teil des allmorgendlichen Spektakels bereits verpasst. Die besten Plätze sind selbstverständlich auch schon belegt und an verschiedenen Stellen stehen ganz ambitionierte Fotografen mit Stativ. Die Sonne soll an diesem Tag um 6.21 Uhr aufgehen. Es dauert aber noch einmal eine halbe Stunde länger, bis die Sonne hinter Angkor Wat hervorkommt. Einige der vielen Menschen, die eventuell schon seit 5.00 Uhr hier sind, haben keine Geduld mehr und verlassen ihren Platz noch vor dem eigentlichen Spektakel. Die Möglichkeit für mich, einen besseren Platz zu ergattern. Ganz langsam zeigt sich der rote Feuerball und ich knipse ein paar Fotos. 


Dann wollen Thomas und ich einfach nur noch genießen. Aber bei so vielen Selfie-Sticks, GoPros und blickenden Handys fällt das sehr schwer. 





T: Hier sieht man ganz deutlich die Schattenseiten des modernen Tourismus. Orte wie Angkor Wat sind einfach geinstagramt und auf Google Maps sind leider schon die perfekten Sonnenaufgang-Fotospots markiert. Und wir machen ja irgendwie bei dem ganzen Hype mit und nutzen all die Funktionen des  mobilen Internets, weil sie das Reisen so unfassbar leicht machen. Manchmal wünsche ich mir, so eine Reise vor 30 Jahren gemacht zu haben, aber gleichzeitig bin ich wieder zu faul, um einmal eine Zeit ohne all den Technikkram auszukommen.  Ein ganz krasses Erlebnis haben wir beim Bayon-Tempel. Zwei asiatische Damen hetzen mit einer Art Foto-Guide durch die Anlage. Dieser Typ hat ein kleines Buch mit Fotovorlagen dabei, sodass auch an allen Stellen das typische Bild geschossen wird. In jedem Fensterrahmen wird gepost, gegebenenfalls korrigiert der Fotograf noch die Haltung und „Betreten Verboten“ Schilder werden natürlich ignoriert. Eine Weile beoabchten wir amüsiert das Trio und machen heimlich Fotos von ihnen- quasi Touristen-Tourismus. 


Noch geschmackloser wird es bei unserem nächsten Stopp. In Phnom Penh beschäftigen wir uns einen Tag lang mit der kambodschianischen Geschichte zur Zeit der „Roten Khmer“ in den Siebzigern. In der Gedänkstätte Tuol Sleng oder S21 werden wieder alle „Fotografieren-Verboten“ schildert von vielen Besuchern missachtet. In der ehemaligen Schule wurden während der dreieinhalb Jahre andauernden Schreckensherrschaft mehr als 10.000 Menschen gefoltert und dann zu den Killing Fields gebracht. In der gelungen aufbereiteten Anlage werden Opfer und Täter vorgestellt. Bilder hiervon macht man einfach nicht. So einen Ort besucht man andächtig und lässt es auf sich wirken. 

Danach besuchen wir die wenige Kilometer entfernten Killing Fields mit den Massengräbern. Ein Tag, der sehr nachdenklich stimmt.


„Please wait inside“ (Bitte warten Sie drinnen) - 236km von Kambodscha nach Vietnam in 11 Stunden

T: Falls jemand auf die Idee kommen sollte, dass wir in Südostasien nur Kokosnüsse am Strand trinken und tiefenentspannt sind ... es kann auch mal anders gehen. Wir entschließen uns, viel mit dem Bus von Ort zu Ort zu kommen, obwohl fliegen manchmal günstiger sein kann. Als wir von Sihanoukville an der kambodschanischen Küste nach Chau Doc in Vietnam fahren wollen, sind wir jedoch so genervt, dass uns der Gedanke kommt, alles abzubrechen und ins erfrischend kalte und geordnete Deutschland zu fliegen. Mal wieder drücken wir zu Beginn einem Typen Geld in die Hand, der uns verspricht in ca. Fünf Stunden anzukommen. Wir werden in einem kleinen Minibus direkt vom Guesthouse abgeholt und am Busterminal rausgeschmissen. Dort hören wir zum ersten Mal den später sehr vertrauten Satz: „Please wait inside“. Wie lange und worauf wir warten sollen, teilt uns natürlich keiner mit. Wir warten einfach mit der Herde und lassen es geschehen. Mit einem Reisebus geht es für 2 Stunden ins nächste Städtchen Kampot. Wieder „Please wait inside“ und irritiertes Warten in einer Gruppe. Zehn Minuten später werden wir herangewunken und zu einem Minibus gebracht, aber leider falscher Alarm. Der Fahrer rennt vom Bus weg, muss irgendwas in der Stadt erledigen. Also wieder „Please wait inside“. Ich sage dem Typen, wo ich hin will und frage mal vorsichtig, wie lange denn ungefähr, sodass ich weiß, ob es sich lohnt, den Rucksack abzusetzen. Die Antwort: „Please wait inside“. Um uns herum werden es immer weniger Passagiere, denn nach und nach werden alle in irgendwelche Busse oder TukTuks gesteckt und weggebracht. Zwischendrin versuche ich dem Koordinator des Spektakels, unseren Zielort zu erklären und frage etwas genervt, wie lange es noch dauert,  also ob wir noch zehn Minuten oder eine Stunde warten müssen. So zehn Minuten seien es noch. 20 Minuten später verlassen uns die letzten Wartenden in einem TukTuk und man verabschiedet sich mit „Viel Glück noch“. Jetzt wird es mir zu bunt und ich frage den Koordinator erneut. Er schaut mich erstaunt an und sagt, der Bus fahre wie geplant um 15.30Uhr ab. Ungläubig schauen wir auf die Uhr und stellen fest, dass wir noch anderthalb Stunden warten müssen. Auf die Frage, warum er das nicht schon gleich hätte sagen können, ernte ich nur einen leeren Blick. Leider platzt mir in dem Moment der Kragen und er bekommt meinen Ärger laut und deutlich zu spüren. Ein absoluter Faux-Pas in asiatischen Ländern. In jedem Reiseführer ist zu lesen, man solle in jeder noch so unangenehmen Situation die Ruhe bewahren und lächeln, sodass dem Gegenüber kein Gesichtsverlust droht. Immerhin haben wir ein wenig Zeit zum Mittagessen und mit vollem Magen werde ich meistens wieder entspannter. Jetzt müssen wir nur noch über die Grenze kommen. Wir haben ein E-Visum für 30 Tage erhalten, müssen aber leider von dem eingetragenen Grenzort abweichen, weil es dorthin keine Busse gibt. Wir haben keine Ahnung, ob das zulässig ist und wieviel Bestechungsgeld wir dafür dem vietnamesischen Beamten geben müssen. Aber so langsam wendet sich das Blatt und wir haben Glück. Alles läuft wie geschmiert. Für den Grenzübertritt müssen wir übrigens weitere 2x in Minibusse umsteigen bis wir im Grenzort Ha Tien ankommen. Wieder aus dem Bus bugsiert bekommen wir zu hören „Please wait inside“. Jetzt geht das wieder los! Im Gegensatz zu den Kambodschanern haben es die Vietnamesen jedoch mit der Kommunikation und dem Kundenservice deutlich besser drauf. Auch wenn sie zum Teil kein bisschen Englisch sprechen. Mit Übersetzungs-Apps werden wir höflichst informiert, dass es in 15 Minuten weitergeht. 



Einen Minibus und eine 3h Fahrt im Schlaf-Bus später kommen wir im Zielort Chau Doc an. Leider ein bisschen im Nirgendwo und wir müssen jeder mit großem und kleinem Rucksack bepackt auf einem Motorroller-Taxi Platz nehmen. Zuerst werden wir zu irgendeinem Hotel gefahren, worauf die Rezeptionistin dort im richtigen Guesthouse anruft, sodass dem Fahrer das richtige Ziel erklärt werden kann. 
Beim Bezahlen dann wollen die Fahrer doppelt abkassieren, weil sie ja zwei Mopeds gebraucht haben - Ach nee!! - und trotz Vermittlungsversuchen unseres Gastgebers müssen wir doppelt zahlen. Immerhin bleibe ich bei diesem Konflikt relativ gelassen oder vielleicht bin ich auch einfach nur k.o. 
So eine elfstündige Reise über schlappe 236km mit sechs Mal Umsteigen hinterlässt halt Spuren.

Vietnam - endlich ein Kulturschock!

S: Zum Glück ist es bei uns beiden so, dass immer nur einer unmotiviert ist und der andere versucht, aufmunternd zu sein. Mein Tief habe ich wohl irgendwie in den ausgedehnten Yoga-Übungen in Sihanoukville gelassen und betrachte unsere Grenzüberfahrt etwas gelassener. (T: Das ist eine Lüge!) Viel besser wird unser beider Stimmung aber direkt in dem kleinen Städtchen Chau Doc. Zum einen tragen dazu ein überaus freundlicher Hotelchef, schnelles W-LAN und ein netter abendlicher Plausch mit ein paar Lehrern aus Norddeutschland bei, zum anderen (und zum größeren Anteil) aber die völlig andere Kultur hier in Vietnam. Wir können keine Schilder lesen, verstehen die Leute nicht, können uns nur mit Zeichensprache verständigen und wissen auch nicht wirklich, was wir essen. Selbst Kaffeetrinken wird zum Abenteuer. 



Bevor wir am zweiten Tag aus dem Hotel gehen, google ich noch schnell die wichtigsten Gerichte und die verschiedenen Arten von Kaffee. Trotzdem versteht mich die nette ältere Dame nicht, wenn ich einen warmen Kaffee mit Milch bestelle - ja die Aussprache hier ist auch nicht ohne. Sie holt dann schnell ihren kleinen Zettel, auf dem sie die Worte „Kaffee“, „schwarz“, „Milch“, „heiß“ und „kalt“ stehen hat. Die Bestellung von uns erfolgt dann mit Zeigen auf die jeweiligen Worte. Es funktioniert. :-) 



Abends machen wir das genauso und zeigen im Essenwägelchen auf der Straße auf das, von dem wir denken, dass wir es essen können (T: hoffentlich kein Hund) und es eventuell auch schmeckt.





Soviel Neues und die sehr netten Menschen bringen unsere Reiselust zurück und nach nur zwei Nächten in Chau Doc geht es mit dem Bus in die größte Handelsstadt im Mekongdelta, nach Can Tho. Dort buchen wir uns bei Frau Ma ein - eine äußerst geschäftstüchtige Frau, die uns direkt bittet, doch unsere Buchung auf Booking.com zu stornieren, damit sie keine Gebühren zahlen muss und wir einen Rabatt bekommen. Frau Ma ist sehr einnehmend und wir machen das, was uns gesagt wird und lächeln dabei. Frau Ma bucht uns auch die Bootstour zu den berühmten Floating Markets im Delta. Es soll bereits um 5.00 Uhr morgens losgehen, aber sie macht uns Frühstück. Das klingt doch nett und Frau Ma wird während unseres Aufenthalts immer netter. Vor allem zu mir, was sie durch immer wieder liebevolles Hauen auf meinen Unterarm verdeutlicht. Aber zurück zur Bootstour: um Punkt 5.00 Uhr werden wir von Frau Mas Onkel (Business muss ja in der Familie bleiben) abgeholt und auf ein kleines Boot gepackt. 



Ungefähr eine Stunde tuckern wir zum Cho Cai Rang, dem Großmarkt auf dem Wasser. Ein paar Mal müssen wir anhalten, da sich Plastik in der Schiffsschraube verfängt. Der Müll wird abgemacht und dann direkt wieder in die Dreckbrühe geworfen. Mit uns sind noch viele, viele, viele andere Touristen unterwegs: die, die sich wie wir ein kleines Boot leisten können oder die Chinesen, die auf etwas größeren Booten im Schnelldurchlauf zum Markt düsen, Fotos machen und wieder zurückrasen. 





Die morgendliche Stimmung auf dem Fluss ist schön und lenkt am Anfang noch davon ab, dass wir bei dieser Tour eigentlich zu den Touristen von Angkor Wat werden. Unser Guide spult seine gelernten Englischsätze herunter und weicht bei Fragen von uns, die er nicht versteht, aus. Er sagt Thomas auch, wann er ein Foto von mir machen soll und wo er uns gerne als Paar fotografieren möchte (wir lehnen dankend ab). Aber lange können wir uns nicht wehren. Spätestens als unsere Kapitänin mir Schmuck aus Wasserkokosnussblättern bastelt und anlegt, ergeben wir uns und lassen es einfach über uns ergehen. 





Bevor wir uns auf den Weg nach Saigon/HoChiMin City machen, genießen wir noch einmal die „Ruhe“ von Can Tho. Denn von vielen Gästen werden wir gewarnt, dass Saigon sehr anstrengend und voll sein soll - ha, die sollen mal nach Jakarta! Auf unserer Suche nach etwas Essbarem kommen wir an einer kleinen Gruppe Studenten vorbei, die ein großes Schild „Ask me anything“ (Frage mich irgendetwas) herumtragen. Wir fragen nach... Essen :-). Doch sehr schnell wird das Gespräch eher auf uns gelenkt, denn die jungen Vietnamesen sind im Gegensatz zur älteren Generation sehr weltoffen und -interessiert. Teilweise sprechen die Studis auch sehr gut Englisch und freuen sich, ihre Sprachkenntnisse an uns zu testen. Im Gegensatz zu unserem etwas älteren Guide von der Bootstour sagen sie auch HoChiMin City und schwelgen nicht in alter Erinnerung an Saigon. Wir hätten uns noch ewig mit den jungen Leuten unterhalten können, wenn da nicht das störende Magenknurren gekommen wäre. Den Restaurantstipps folgend, finden wir uns wenig später in einem einheimischen Restaurant wieder, zeigen wie gewohnt einfach auf irgendwelche Worte und sind gespannt, was kommt.




Hallo Onkel Ho!

S: In nur dreieinhalb Stunden sind wir am 12.März in HoChiMin City/Saigon. Die Busse sind hier wirklich superpünktlich und halten sich an die Fahrzeiten. Schnell wird in dieser Großstadt klar, wer im Vietnamkrieg (T: amerikanischer Krieg) den Sieg davongetragen hat: die Stadt ist geprägt von kommunistisch roter Farbe und Bildern von HoChiMin, den hier alle liebevoll „Onkel Ho“ nennen. Thomas hat es dieses Mal mit Durchfall erwischt und so mache ich mich allein auf den Weg zur Markthalle, dem zentralen Treffpunkt für eine Free Walking Tour. Allein bin ich auch mit meinem Guide, Mint, die mir drei Stunden lang eine individuelle Stadtführung gibt. Neben dem historischen Kram, den ich mir nur für Thomas anhöre, quatschen wir auch über Alltagsthemen wie Uni, Familie und dem Verhältnis von Nord-und Südvietnam aus Sicht der jungen Leute. Schnell stellen wir fest, dass Nordis und Südis das Gleiche sind wie bei uns Wessis und Ossis: man macht sich gerne übereinander lustig. Am Ende unserer Tour haben wir noch etwas Zeit und da Mint seit kurzem Französisch als Wahlfach hat, helfe ich ihr noch ein bisschen mit der Aussprache. 





Thomas geht es am Nachmittag wieder etwas besser und er traut sich mit mir in die Stadt. Wir wollen unbedingt noch das Kriegsmuseum anschauen. Ich muss gestehen, dass ich im Gegensatz zu Thomas nur sehr selten den Geschichtsteil in unseren Reiseführern lese. Das Museum hilft sehr, die auch in Vietnam grausamen Geschehnisse (zeitlich direkt vor der, der Roten Khmer) in Erinnerung zu bringen. Insbesondere bei den Bildern zu den Folgen von „Agent Orange“ (ein dioxinhaltiges Entlaubungsmittel, welches krebserregend und genverändernd noch bis zur vierten Generation wirkt) kommen mir sogar die Tränen. Die Kriegsverbrechen der Amerikaner werden hier sehr gut aufgearbeitet, allerdings sucht man vergeblich nach den ebenso grauenhaften Taten der vietnamesischen VietCong. 

„Eine Reise wird besser in Freunden als in Meilen gemessen“ (Tim Cahill)

T: Unser nächster Stopp führt uns in den Cat Tien Nationalpark. Laut „Trip Advisor“ nicht wirklich lohnenswert, aber ich finde zufällig bei Booking.com eine Unterkunft mit einer 9,9 Bewertung! So was will ich uns mal gönnen (stolze 7€ inklusive Frühstück) und so fahren wir gute vier Stunden zum „Spirit Garden Guesthouse“. Der alte Sparfuchs in mir lässt mich noch zwei weitere Deutsche organisieren, die mit uns das Taxi in den Nationalpark teilen. Schon vor Ankunft wird klar, dass die 9,9 nicht übertrieben ist. Der Besitzer Quoc nimmt schon vor Anreise Kontakt zu uns auf, erkundigt sich nach unserer Busnummer und fordert uns auf, jetzt einfach in den Bus zu steigen und zu relaxen. Die Bungalows mit Balkon und Flussblick laden uns zum Entspannen in der Hängematte ein. 



Quoc baut die meisten Zutaten für sein Abendessen im eigenen Garten an, alles Bio selbstverständlich, und nimmt sich bei einer Gartenführung Zeit für mich. Tags darauf geht es mit dem Rad und auf einem Trampelpfad zum Krokodilsee im Park. Trip Advisor hatte nicht gelogen: es ist recht unspektakulär, wenn man nicht gerade Hobby-Ornithologe ist oder Schmetterlinge identifizieren will. Mich beeindruckt nur die Geräuschkulisse in diesem Wald und dass ein fallendes Blatt ganz schön Lärm machen kann. Wir treffen zufällig auf die beiden Deutschen aus dem Taxi und verabreden ein Treffen in Da Lat, unserer nächsten Haltestelle. Immerhin schaffe ich ein nahezu spektakuläres Foto von dem einen Krokodil zu schießen. (S: Dafür braucht er aber fast eine halbe Stunde!)







Auf dem ermüdenden Rückweg freuen wir uns schon sehr auf frisches Obst aus Quocs Garten und die Abendsonne in der Hängematte. Für seine Gäste hat Quoc heute ein üppiges Barbecue geplant und bei ein paar Bierchen entsteht ein Gespräch in einer Mischung aus englisch, spanisch, sächsisch und deutsch. Am Ende stellt sich heraus, dass wir alle zum Essen eingeladen werden. So was haben wir ja noch nie erlebt und ich verspreche dem „Spirit Garden“ gute  Bewertungen zu geben (eine glatte 10,0) und jedem Freund zu empfehlen... somit geschehen. Spart euch den Nationalpark und hängt einfach ein paar Tage bei Quoc ab! Er ist der bisher mit Abstand beste Gastgeber in Asien. 

Vom 17. bis 24. März halten wir uns in Da Lat und später in Hoi An auf. Diese Tage sind nicht so sehr von den Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr von netten Reisebekanntschaften geprägt. In dem schön kühlen Bergstädtchen Da Lat verabreden wir uns mit Inken und Mick aus Bremen zu einer Wanderung auf den 2167m hohen Lang Biang. Seit langem packen wir mal wieder unsere Wanderstöcke aus und stapfen vorbei an Kaffeeplantagen, Gewächshäusern und durch ein Pinienwäldchen die 700 Höhenmeter zum Gipfel. Entweder liegt es daran, dass wir ganz schön außer Form gekommen sind oder einfach an der kleinen Lebensmittelvergiftung, die Svea sich eingefangen hat, jedenfalls sind wir oben recht k.o. . 




Da wir mit Inken und Mick aber gute Gesprächspartner gefunden haben, geht die Wanderung ratzfatz den Hügel runter. Leider ohne Svea genießen wir in einem rustikal einheimischen Restaurant die vietnamesische Spezialität Hot Pot. Es ist so eine Art Fondue bei dem man alles mögliche Grünzeug, Nudeln und Tofu in eine Rinderbrühe wirft und dann nach kurzer Garzeit wieder rausfischt. Mir gefällt es sehr, dass man hierbei Salat in die Brühe wirft, denn es gibt eine eigentümliche Familientradition bei uns zu Hause. Wenn es Gaisburger Marsch, also Kartoffelschnitz mit Spätzla, gibt, machen Matze und ich ganz wie unser Papa den Salat auch immer oben auf die Brühe drauf. In der Kantine in der BG habe ich dafür immer ungläubige Blicke geerntet. Aber vielleicht haben wir ja weit weit zurückliegend irgendwelche vietnamesischen Wurzeln? 



S: Mich hat es mal wieder erwischt und so sehe ich mit sehr gemischten Gefühlen den 14 Stunden Busfahrt von Da Lat nach Hoi An entgegen. Aber es geht mir nach Trockenbrot und Tee deutlich besser und bei der Nachtfahrt in eine der am meisten besuchten Städte Asiens können wir beide überraschend gut schlafen. Auf Empfehlung eines deutschen Pärchens in Can Tho haben wir eine ganz bestimmte Unterkunft gebucht: das Lila Homestay. Dort werden wir selbst am frühen Morgen äußerst herzlich von Quyên und Bãng empfangen. Obwohl unser Zimmer noch nicht fertig ist, können wir uns in einem anderen erstmal ausruhen und dann gäbe es ab 8.00 Uhr Frühstück für uns. Und so herzlich geht es während unseres gesamten Aufenthalts weiter: jeden Morgen machen die beiden Schwestern eine vietnamesische Spezialität zum Frühstück - etwas gewöhnungsbedürftig für mich, so ganz ohne Marmelade - aber Quyên kocht so gut, dass selbst ich mit gebratenem Reis am Morgen klar komme. Die beiden Gastgeberinnen stehen Quoc in nichts nach, kaufen uns sogar Kaffee und nähen Hosenknöpfe an. Am Ende schenken sie uns beiden auch noch Glücksbringer für die weitere Reise. 



Hoi An ist so wunderschön kitschig und auf eine angenehme Weise touristisch wie wir es schon von vielen gehört haben. Es gibt zwar unzählige Souvenirläden, Schneider, Lampionverkäufer und Leute, die einem eine Bootstour verkaufen wollen, aber es ist irgendwie einfach schön anzusehen. 





Unser Gästehaus ist etwas außerhalb und so können wir auch mal ein Morgenläufchen machen, bei dem wir durch die benachbarten Reisfelder joggen und das Alltagsleben ohne Tourguide sehen können. Immer mit einem Lächeln, mal freundlich mal kopfschüttelnd, werden wir gegrüßt und manchmal auch mit „Mot, Hai, Mot, Hai“ (Eins, Zwei, Eins, Zwei) angefeuert. Thomas haben es hier die Wasserbüffel ganz besonders angetan und Crocodile Dundee gibt sich auch hier große Mühe, ein tolles Bild zu bekommen. 





In Hoi An machen wir auch wieder einen Kochkurs. Dieses Mal bei der singenden und immer lächelnden Hanh. Es gibt Banh Xeo (ein vietnamesisches Omelett), frische Frühlingsrollen und die zu jeder Tageszeit essbare Pho Bo (Rindfleischsuppe). Gemeinsam mit einem Pärchen aus Wellington (Neuseeland) und zwei weiteren fleißigen Köchen aus Holland (auf dem vierten Bild zu sehen) kaufen wir zunächst ein paar Zutaten auf dem Markt um die Ecke ein, probieren die ein oder anderen Früchte und befolgen dann widerstandslos den Anweisungen von Hanh. 









Mir fehlt am Ende irgendwie immer das Dessert und gemeinsam mit den beiden Holländern gehen wir noch auf die Suche nach dem passendem Abschluss und plaudern über die nächsten Reisepläne und auch ein bisschen über das Heimweh, denn auch die beiden befinden sich auf einer längeren Reise. Wir verstehen uns so gut, dass wir den Abend gar nicht zu Ende gehen lassen wollen und tauschen am Ende noch Nummern aus. Vielleicht trifft man sich ja irgendwo auf der Welt noch einmal. 


Laut und chaotisch, aber trotzdem faszinierend: die Hauptstadt Hanoi

S: Mit dem Flieger geht es am 24.März nach Hanoi in den Norden Vietnams. Ich habe erst einmal genug von Nachtbussen und Fahrten von 10 Stunden und mehr. Als Asien-Experten buchen wir uns am Flughafen in Hanoi auch gleich noch ein Grab-Taxi (= das asiatische Uber bzw. MyTaxi) per App und lassen uns bequem zu unserem Hotel in der Altstadt fahren. Hanoi ist unter anderem für sein gutes Street Food, also Essen von der Straße und nicht im Restaurant, bekannt und unser Hotel gibt uns direkt ein paar Tipps, was wir unbedingt probieren sollen. Neben dem bekannten Hot Pot, was Thomas bereits in Dalat gegessen hatte, ist hier Bun Bo Nam Bo angesagt: eine Art lauwarmer Nudelsalat mit vielen Erdnüssen, Rindfleisch und Grünzeug. Ich muss sagen, eines meiner neuen vietnamesischen Lieblingsgerichte!



Wir haben für den Nachmittag direkt eine „Free Walking Tour“ gebucht und werden von unserem Guide pünktlich um 14.00 Uhr abgeholt. Leider wird schnell deutlich, dass unsere Studentin nicht so viel Ahnung von ihrer Stadt hat und sich auch im Reden sehr zurückhält. In Saigon war das ganz anders. Dennoch bekommen wir von ihr die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu sehen. Wieder zu zweit gehts noch in die Kaffeestraße und ich probiere meinen ersten Eierkaffee, eine weitere Spezialität, die es hauptsächlich in Hanoi gibt. 



Am nächsten Tag machen wir unsere eigene Stadttour und beginnen mit der riesigen HoChiMin-Gedenkstätte. Das eigentliche Highlight ist sein Mausoleum. Aber wenn man nicht bereits morgens um 6.00 Uhr ansteht, hat man an einem Sonntag keine Chance, hineinzukommen. Unzählige Schulkassen, Soldaten oder vietnamesische Reisebusgruppen bilden eine meterlange Schlange, um ihren Onkel Ho zu sehen. Sonntags hat das Mausoleum auch nur wenige Stunden geöffnet und so können wir uns das Spektakel nur von außen ansehen. 



Dass wir am Wochenende in der Hauptstadt sind, merkt man auch am Straßenleben. Die Straßen rund um den Stadtsee sind gesperrt, Kinder üben Autofahren in ferngesteuerten Daimlern, BMWs und Vespas und die älteren Herren spielen „Da Cau“ am Straßenrand. Letzteres haben wir in Vietnam schön öfters gesehen, aber hier in Hanoi gibt es sogar extra Spielfelder teilweise mit Netzen. Die Spieler tragen auch spezielle Schuhe und es gibt selbstgebrautes Bier in der Pause. Wir schauen ein bisschen zu und sind begeistert, mit welchen Bewegungen der Fußfederball durch die Lüfte geschossen wird. 







Begeistert sind wir vor allem von der Altstadt. Es ist laut und chaotisch. Überall auf den Gehwegen stehen Scooter oder es wird Essen verkauft, sodass man als Fußgänger gezwungen ist, mitten auf der Straße zu laufen. Dort wir man ständig angehupt, was aber nicht böse gemeint ist, sondern das vietnamesische „Hallo, darf ich kurz vorbei? Hallo! Hallo!“ bedeutet. Die Gassen sind eng und es ist total unübersichtlich. Trotzdem strahlt Hanoi auf mich einen besonderen Charme aus, der durch die Mischung aus traditionellen Geschäften, Tempeln und den vielen modernen jungen Leuten entsteht. Ich finde Hanoi toll und könnte es hier noch ein paar Tage länger aushalten.





In den Fängen des Tourismus-Monsters

T: Wir geben auf. Nach diversen Recherchen zur Halong Bucht wird uns klar, dass wir dieses schöne Fleckchen Erde nicht auf eine individuelle oder authentische Art so einfach bereisen können. Also lassen wir uns auf das Spektakel ein, werden zumindest zu authentischen Touristen. 
Vom Hotel aus buchen wir eine 3 Tage und 2 Nächte Tour mit einer Übernachtung auf dem Boot und einer auf der Cat Ba Insel. Hoffentlich bekommen wir ein buntes Armbändchen, das uns eindeutig als All-Inclusivisten ausweist. Wir nehmen uns wirklich vor, offen für die Vorteile des Massentourismus zu sein und schalten unsere Köpfe aus. Am Hafen treffen wir dann auf diese Massen.



Svea checkt auf TripAdvisor noch die Bewertungen für unseren Anbieter und hofft, dass wir den Guide mit den guten Noten bekommen. Wir haben natürlich Pech. Zunächst ist es recht witzig, dass er alle Anweisungen doppelt und dreifach wiederholt. Wir fühlen uns fast schon umsorgt. Im Verlauf des Trips wird jedoch deutlich, dass die strikten und oft wiederkehrenden Anweisungen dazu dienen, den genau getakteten Ablauf minutiös einzuhalten. Zum Glück werden wir von ihm immer wieder darauf hingewiesen, wie schön es doch für die Touristen ist und dass man hier und da ein schönes Selfie machen kann. Beim ersten Stopp, auf dem Aussichtspunkt der Ti Top Insel, hätten wir diese Schönheit der Halong Bucht sonst fast verpasst. Ich bin hier oben nämlich fasziniert von den drängelnden Horden der meist chinesischen Selfie-Jäger. 





Schon jetzt gebe ich meinen Vorsatz auf, meinen Kopf auszuschalten und nicht kritisch über diese Massenveranstaltung zu denken. Svea und ich nutzen dann die Dreiviertelstunde, um uns heimlich auf so viele Fotos wie möglich zu schleichen oder ganz lange den Leuten den besten Fotoplatz zu blockieren. Vom Guide werden wir planmäßig weiter kommandiert. Eine Dreiviertelstunde irgendwo aussteigen, zurück aufs Boot, dann Essen, wieder irgendein „beautiful place for tourist“ mit den Horden teilen, zurück zum Essen und so weiter und so fort. 
Aber jetzt komme ich mal zu den guten Seiten. Sparen können wir uns das Trinkgeld für unseren Guide, der in den drei Tagen nicht einmal freundlich lächelt und uns nicht verabschiedet. Bei Trinkgeld bin ich nämlich sonst nicht so sparsam. 
Und ehrlich gesagt lohnt sich der Besuch der Halong Bucht irgendwie schon. Die Zeit auf dem Boot und das meist gute Essen genießen wir, im Gegensatz zu der französischen Rentnerin, die wirklich an allem rumnörgelt. Beim abendlichen Tintenfisch-Angeln komme ich wirklich zur Ruhe und ich bin der einzige auf dem Boot, der geduldig genug ist, um auch einen an den Haken zu bekommen. Stolz will ich meinen Fang in die Küche tragen, doch leider schläft die Crew bereits. 



Außerdem beglückt uns der Wettergott mit wenig Bewölkung, sodass wir wie vom Guide angeordnet ein paar schöne Erinnerungsfotos schießen können.






Endlich das Vietnam, nach dem wir gesucht haben

T: Gott sei Dank gibt es in Vietnam noch Ecken, die nicht so überlaufen sind wie die Halong Bucht. Man muss schon ein wenig im Reiseführer zwischen den Zeilen lesen und ein paar Transport-Hürden nehmen, dann findet man sie. So landen wir schließlich im Pu Luong Natural Reserve, zwar ohne Plan, dafür umso rustikaler. Die Feiertage um Ostern verbringen wir bei Herrn Ta und seiner „Familie“. Er spricht herrvorragend deutsch, da er eigentlich als Koch in Deutschland arbeiten wollte. Leider wird ihm bisher ein Arbeitsvisum von der Regierung verweigert. Wir schaffen es sogar den Sinn von Maultaschen am Karfreitag zu erklären und dürfen unsere eigenen „Herrgottsbscheißerla“ zubereiten. Nach vielen Gläsern selbstgemachtem Reiswein enden die drei Abende recht früh mit einem tiefen und langem Schlaf. 



Bei Wanderungen mit Herrn Ta genießen wir Vietnam, so wie wir es uns vorgestellt hatten: Reisterrassen so weit das Auge reicht, hügelige Bambuswäldchen und immer freundlich grüßende Dorfbewohner. Anscheinend kommen hier selten Touristen vorbei, sodass die vielen Kinder sich daran erfreuen, ihre Englischkenntnisse an uns auszuprobieren.









Jetzt müssen wir  nur noch unsere Weiterreise nach Laos organisieren. Hierbei hilft uns natürlich Herr Ta und empfiehlt uns den Nachtbus von seiner Heimatstadt Ninh Binh in die laotische Stadt Luang Prabang. 

S: Ninh Binh ist für uns nur ein Zwischenstopp, bevor es in den 24-Stunden-Bus nach Laos geht. Ich habe mit den Holländern, Céline und Leon, Kontakt gehalten und das Schicksal will es, dass wir uns in ebendiesen für uns nicht geplanten Ort noch einmal treffen. Mit den Fahrrädern fahren wir auf einer autobahngleichen Straße in das eher für Touristen geeignete Tam Coc (Ninh Binh ist furchtbar hässlich) und gehen mit den beiden Abendessen. Wir geben uns gegenseitig Tipps für die weitere Reise und verabschieden uns herzlich mit einem „we´ll keep in touch“ (dt. wir bleiben in Kontakt) zum zweiten Mal in Vietnam. 



Am Ostermontag soll unser Bus erst am Abend losfahren und Herr Ta möchte uns gerne auf die Hochzeit einer befreundeten Familie mitnehmen. Da wir bereits in der Übung mit Reiswein-Trinken sind, fühlen wir uns gut vorbereitet und kommen gerne mit. Natürlich sind wir die Attraktion schlechthin, müssen mit allen Gästen anstoßen, Selfies machen und am Ende selbstverständlich noch auf der Bühne tanzen. Das Ganze geschieht allerdings in nur knapp zwei Stunden am Vormittag und man kann sich vorstellen, dass man bei fast 200 Gästen sehr, sehr viel Reiswein in sehr kurzer Zeit trinken muss. Ich lasse immer mal ein paar Runden aus oder nippe nur an meinen Glas, aber Thomas zieht es eiskalt durch bzw. hat er auch keine andere Wahl. Männer trinken in Vietnam eher Alkohol als Frauen - also habe ich eine gute Ausrede, kulturellbedingt. Schwankend suchen wir nach zwei Stunden den Weg zurück zum Hotel, wo Thomas erstmal seinen Rausch ausschlafen muss. 




Die lähmende Hitze Luang Prabangs

T: Bisher sind wir noch an keinem Ort länger als eine Woche geblieben, aber in Luang Prabang hält es uns ganze neun Tage. Das liegt zunächst daran, dass wir nach einer 24 Stunden dauernden Fahrt, mit Grenzkapriolen zwischen Vietnam und Laos, erstmal keinen Bus von Innen mehr sehen wollen.  Das Flugticket nach Chiang Mai wird dann auch umgehend gebucht, sodass wir dort die Neujahrstage Mitte April erleben können. Außerdem müssen wir feststellen, dass uns das ständige Weiterreisen in Vietnam so angestrengt hat, dass wir die ersten drei Tage das Hotel eigentlich nur zur Nahrungsaufnahme verlassen. Die Hitze tut ihr Übriges. Bei 36 Grad und heißer verkriechen wir uns zwischen 10 und 17 Uhr im klimatisierten Hotelzimmer. Wir gönnen uns dann ab dem dritten Tag ein deutlich größeres Zimmer, kaufen uns Honig und Nutella, um das eintönige Frühstück zu variieren, sodass wir uns hier quasi häuslich einrichten. Irgendwann packt uns dann der Bewegungsdrang. Wir erfüllen noch vor dem Frühstück bei aushaltbaren Temperaturen durch ein Morgenläufchen und YouTube-Bauchweg-Übungen unser Tagesbewegungspensum. Die Mittagsstunden überbrücken wir mit Netflix, lesen oder schlafen. Klingt wahnsinnig spannend... ich erspare euch eine tägliche Auflistung unserer Aktivitäten.Wenn man nicht jeden Tempel hier anschauen will, braucht man so drei Tage, um die wichtigsten Sehenwürdigkeiten in Luang Prabang und Umgebung abzuhaken. Wir verteilen das Programm auf die vielen Tage, warten dabei geduldig auf die optimalen Lichtbedingungen für die Erinnerungsfotos.





Die Welt ist auch hier wie ein Dorf und so treffen wir uns mit einer alten Bekannten von Svea. Karina ist eine ehemalige Langlauf-Konkurrentin, die über Instagram erfahren hat, dass wir zeitgleich hier sind. Während die beiden sich mal kurz den Lebenslauf der letzen grob siebzehn Jahre skizzieren, tausche ich mit ihrer Reisegefährtin Maja bereits neuere Geschichten aus. Hierzu eignet sich die Utopia-Bar am Nam Khan Fluss, in der sich jeder Backpacker einmal einfindet. Unser Weg führt uns die Tage desöfteren zu frisch gezapftem Bier und Bob Marley im Utopia.


Fast geht uns dann doch noch die Zeit aus. Am letzen Tag folgen wir dem Ruf der vielen TukTuk-Fahrer und begeben uns zum Kuang Si Wasserfall. Wir mieten uns aber einen Roller und lassen uns durch den Fahrtwind die nunmehr  knapp 40 Grad auf ein erträgliches Maß runterkühlen. An einigen Stellen kann man sich in diesem mehrstufigen Wasserfall abkühlen. Wir sind sehr froh, dass wir aus unserer bisherigen Lethargie ausgebrochen sind, um diese kleine Tour auf uns zu nehmen.





Auch in Laos wird Mitte April das Neujahrsfest Songkran gefeiert. Traditionell geht es dabei feucht fröhlich zu. So bekommen wir einen Tag vor den richtigen Feiertagen die Vorfreude der Kinder auf die kommenden Wasserschlachten zu spüren.Auf der Heimfahrt vom Kuang Si erwarten uns an taktisch klug ausgewählten Stellen die Dorfkinder mit Wasserkübeln und Wasserpistolen, um uns bei langsamer Fahrt auf dem Roller klitschnass zu machen. Wir freuen uns sehr über die Abkühlung und hupen fleißig bei jeder Gruppe, um ja keinen Wasserschwall zu verpassen. 


Happy Songkran!!!

S: Beim Durchblättern von Reiseführern liest man immer von den Feiertagen und Festivals, die in einem Land stattfinden. Aber nie befindet man sich genau zu diesem Zeitpunkt auch in dem Land. Dieses Mal schon :-) Pünktlich zu Beginn des Neujahrs-/Wasserfest oder auf Thai Songkran landen wir am Freitag, den 13.04. in Chiang Mai. Ich bin bereits zum zweiten Mal in der größten Stadt Nordthailands und freue mich auf schon auf tolle Curries und die Spezialität Khao Soi. Doch bevor wir die netten Cafés und Restaurants genießen können, herrscht erstmal 3 Tage Ausnahmezustand. Selbst wenn wir nur zum Einkaufen vor die Tür wollen, müssen wir an jeder Ecke damit rechnen, nass zu werden. Denn traditionell werden beim Songkran-Festival von Sonnenaufgang bis -untergang alle mit Wasserpistolen bespritzt oder gleich mit einem ganzen Eimer Wasser überschüttet. Schnell wird uns klar, ohne eigene Verteidigung werden wir das nicht überleben und kaufen uns eine Wasserpistole. Gleich fühlen wir uns viel besser. 



Am Samstag wollen wir uns das Spektakel ganz aus der Nähe anschauen und fahren mit den roten Gemeinschaftstaxen (Songkraew) in die Altstadt. Aber soweit kommen wir vor lauter Menschen gar nicht und lassen uns einfach irgendwo rausschmeißen. Bereits vom Songkraew aus geht der Kampf los und wir bekommen die ersten Wassertropfen ab. Es dauert nicht lange und wir werden von Kopf bis Fuß mit Wassereimern übergossen und sind klitschnass. Doch irgendwie ist das Gefühl richtig angenehm, denn das Thermometer zeigt 35 Grad an. Richtig fies und vor allem kalt sind allerdings die Wasserspritzer, die aus manchen Pickups kommen. Denn manch schlauer Thai mischt das Flusswasser mit riesigen Eisblöcken - wuaaa, das ist kalt!! 
(Ich entschuldige mich auch gleich für die schlechte Bilderqualität: mein Handy befindet sich in einer wasserdichten Hülle (@Phil: Danke!), sonst wird es zum Songkran-Opfer.)





Einmal nass und mittendrin genießen wir nur noch die riesige Party, an der eine ganze Stadt teilnimmt. Hier fühlen wir uns nicht wie Touristen, denn Songkran ist kein Backpacker-Festival, sondern einer der wichtigsten Feiertage der Thais. 



Natürlich hat das Wasserspritzen auch eine tiefere Bedeutung: man wäscht sich rein und alles Negative aus dem letzten Jahr von sich. Und ob man es glaubt oder nicht, es gibt auch Regeln: schwangere Frauen, Babys und Mönche dürfen nicht nass gemacht werden. Und nach Sonnenuntergang herrscht eine Art Waffenstillstand. Zu dem Zeitpunkt sind wir aber bereits fix und fertig in unserer AirBnB-Wohnung. 

Wie zu Hause

S: Für Chiang Mai haben wir uns eine AirBnB-Wohnung für eine Woche gebucht. Der Titel „Yoga-Condo“ hat uns überzeugt und so gehören zum Inventar auch zwei Yogamatten, die wir jeden Tag mindestens zweimal ausrollen. Von der Inhaberin erhalten wir sogar Gutscheine für das umliegende Yogastudio und machen auch dort fleißig Krieger, Hund, Katze und Krähe. 



Worauf wir uns allerdings am meisten freuen ist eine eigene Küche und die Möglichkeit, wie zu Hause zu frühstücken und zu kochen. Eigentlich ein Frevel in der Stadt mit dem besten thailändischen Essen, aber das ist uns egal. Und so bringen wir mit Pasta, Ratatouille, Guacamole, Carbonara und Marmeladenbrot (T: G‘selz) ein bisschen „Zu Hause-Gefühl“ nach Chiang Mai. 






Zu Hause bei Familie Wejsoonthorn

Die letzen beiden Tage in Südostasien verbringen wir mit Oum und ihren Eltern in Bangkok. Ursprünglich hatten die drei ja nur auf unser überschüssiges Gepäck für die letzen beiden Monate aufgepasst, aber daraus wurde sogar noch eine Einladung! Also genießen wir umso mehr die Gastfreundschaft der Familie. Natürlich fehlt es hierbei nicht an überaus viel und gutem Essen!! Wie zu Hause wird auch hier sonntags in der Früh ein sportlicher Spaziergang durch den Park gemacht. Bei der Hitze können wir glücklicherweise nur lansgsam joggen, sodass wir wunderschöne Natur inmitten der Megacity bewundern können. Vielen, vielen, vielen Dank an dieser Stelle nocheinmal an die Wejsoonthorns für ihre thailändische Freundlichkeit! Ein fantastischer Abschied von Südostasien.


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